„Wir haben festgestellt, dass auf einigen Seiten Ihrer Website eventuell Techniken verwendet werden, die gegen die Webmaster-Richtlinien von Google verstoßen. Suchen Sie insbesondere nach möglicherweise künstlichen oder unnatürlichen Links, die auf Ihre Website verweisen und zur Manipulation von PageRank dienen könnten.“
Dieser Nachrichten-Text in den Google Webmaster Tools über unnatürlich eingehende Links verunsichert im Moment nicht nur viele Webseitenbetreiber, sondern auch die SEO-Branche im Allgemeinen und deren Linkbuilding-Abteilung im Besonderen. Gerade wieder bricht eine neue Google „Abmahn-Welle“ über das Internet herein. Methoden des klassischen Linkbuildings, die mehr auf die Masse an Links, als auf deren Klasse abgezielt haben, funktionieren immer weniger. Mehr noch: Exzessiver Linktausch, Billig-Linknetzwerke und vor allem der offensichtliche Linkkauf führen heutzutage früher oder später dazu, dass die eigene Webseite von einem Quality-Rater mit einer manuellen Penalty belegt wird und nach den algoritmischen Abstrafungen durch die Penguin-Updates immer weiter an Sichtbarkeit und oft auch an Traffic verliert.
Auch wenn Google es vielleicht nicht geschafft hat, alle Linknetwerke, Linktausch und Linkkauf aus dem Internet zu verbannen. Eines hat der Suchmaschinen-Gigant mit Sicherheit erreicht: Es herrscht Verunsicherung. Vor allem die Linkbuilding Spezialisten fragen sich, wie denn in Zukunft überhaupt noch Links aufgebaut werden können. Dies ist heutzutage quasi die „Gretchen-Frage“ des Offpage SEO Bereichs geworden. Dieses schwierige Thema soll hier aufgegriffen werden, um vier Thesen aufzustellen, wie sich das Linkbuilding der Zukunft gestalten könnte.
Wie kann man heutzutage noch Linkbuilding betreiben?
1. „Kein Linkbuilding ist das neue Linkbuilding“
Aus Angst vor algorithmischen und manuellen Abstrafungen seitens Google wird von manchen Webmastern mittlerweile komplett auf den „künstlichen“ Aufbau von Backlinks verzichtet. Im schlechtesten Fall verharrt der Seitenbetreiber (hoffentlich aber keine SEOs) in Schockstarre. Er vertraut auf sein Glück oder vielleicht auch darauf, dass irgendwann alle Seitenbetreiber abgestraft worden sind, die Linkbuilding betrieben haben. Im Besten Fall setzt man auf exzellente Inhalte, oder wie Matt Cutts sagen würde „just great content“. Vor allem durch sog. Seeding in den sozialen Netzwerken hofft der „ultra- konservative Linkbuilder“ an Links zu kommen. Auch wenn einem in diesem Fall die Sympathie des Google Webspam Teams sicher ist, kann niemand garantieren, dass die erhofften Links auch gesetzt werden. Für die professionelle Offpage-Suchmaschinenoptimierung ist diese Methode zwar eine gute Bonus-Möglichkeit an Links zu kommen, aufgrund der fehlenden Skalierbarkeit aber keine Lösung des „Linkbuilding Problems“.
2.“Semi-organischer Linkaufbau“
Für die Offpage Abteilung professioneller Suchmaschienenoptimierer bietet sich die zweite Möglichkeit des „neuen Linkbuildings“ schon eher an: Der „semi-organische Linkaufbau“. Organisch, weil auf die freiwillige Verlinkung durch Webmaster gesetzt wird. Nur „Semi“, weil trotzdem nachgeholfen wird, allerdings nicht mit Geld oder dergleichen. Linkbuilder, die auf semi-organischen Linkaufbau setzen, sorgen stattdessen für eine gute Webseite mit ansprechenden, hilfreichen Inhalten und Web-Angeboten mit Mehrwert. Dieser Content wird dann durch „PR-Maßnahmen“ zur Verlinkung gebracht, die vor allem im Anschreiben und in der Korrespondenz mit geeigneten Verlinkungs-Kandidaten auf diese Inhalte bestehen. Es handelt sich also quasi um die Interpratation des“Content-Marketings“ durch den Suchmaschinenoptimierer. Julian Dziki von der SEOkratie favorisiert diese Art des Linkbuildings. Ihm ist aber auch bewusst, dass diese Art des Linkbuildings nicht unbegrenzt skalierbar ist. Hier hat er sicherlich recht, wobei man noch weiter gehen muss: Denn bestimmte Arten des klassischen Linkbuildings werden sich immer halten . Wenn auch in veränderter Weise, als dies heute der Fall ist.
3. Gekennzeichnete Werbung mit nofollow Link
So geht ein eindeutiger Trend zum gekennzeichneten Advertorial (noch moderner „native advertising“) mit nofollow Link. Getreu Google Richtlinien wird der werbende Beitrag auch als Werbung gekennzeichnet und der SEO-Link mit dem nofollow Attribut versehen. Im Zuge dieser Entwicklung wird der Werbeartikel immer professioneller und nach klassischen Marketing Kriterien gestaltet. Die psychologischen Spitzfindigkeiten der Werbeindustrie fließen so immer weiter in den SEO-Bereich mit ein, nach dem Motto „SEO meets classic Advertising“ (Der Newsletter von XING für Marketing Fachleute bietet regelmäßig Informationen aus allen Teilbereichen der Werbeindustrie. Er ist über die Benachrichtigungseinstellungen abonnierbar). Allerdings, auch wenn nofollow Links richtig plaziert, viel traffic bringen können und sich so indirekt auf das Ranking auswirken. Als direkter Faktor für das organische Ranking zählen diese Links, im Gegensatz zu dofollow Links nicht. Wikipedia mag hier eine prominente Ausnahme bilden, weil die Betreiber hier explizit kommerziellen Links von der Seite verbannen wollen, aber dennoch mit dem nofollow Attribut kennzeichnen. Ein generelles Argument, dass nofollow Links deswegen Linkjuice weitergeben, kann man daraus aber nicht ableiten.
4. Premium-Linktausch und hochpreisiger dofollow Linkkauf
Weil mit nofollow Links alleine keine substantiellen Verbesserungen im Ranking möglich sind, werden Linktausch und Linkkauf mit dofollow Links aber auch nie gänzlich aussterben. Und laut Frédéric Beigbeder ist im postmodernen Turbo-Kapitalismus alles und jeder käuflich, es kommt nur auf den Preis an. Sei diese Aussage noch so dramatisch-dramaturgisch überspitzt, so hat Sie doch einen wahren Kern. Vor allem kann sie auf den Inbegriff des freien Markts, das Internet, übertragen. Und damit auf das Linkbuilding. Auch wenn es in Zukunft keine Link-Jährmärkte mehr geben wird, auf denen jeder Artikel aus einem gekauften oder getauschten sponsored post mit dofollow Link besteht. Links wird es trotzdem immer im Internet zu kaufen geben. Erst recht, wenn die Preise weiter steigen, so wie sich dies im Moment abzeichnet. Es werden tendenziell nicht mehr so viele Links gekauft werden und diese auch nicht von quasi öffentlich zugänglichen Listen besorgt. Aber wenn Webseiten-Betreiber auf einen Schlag 1000 € oder mehr mit nur einem Link verdienen können, wird es immer Webmaster geben, die Links verkaufen. Da kann Google noch so viele Penaltys verhängen. Linkverkauf ist einfach zu lukrativ, als dass er auszurotten wäre. Zumal ein geschickter Linkverkäufer einfach wenig, dafür teure und thematisch passende Links verkauft. Schon sinkt das Risiko entdeckt zu werden ganz erheblich. Weiterhin werden Webmaster und SEOs wohl auch immer Links tauschen. In Zukunft aber nicht mehr aus schrottigen Linknetzwerken heraus, sondern zwischen echten Projekten.
Nicht zuletzt wird es natürlich immer diverse Sonderformen des Linkbuildings geben. Beispielsweise das „Abstauben“ hochwertiger Links auf besonderen Internetseiten durch persönliche Beziehungen. Und warum sollte man es auch nicht ausnützen, dass beispielsweise die Partnerin über eine eigene Unterseite auf der Webseite der lokalen Universität verfügt. Eine wirklich entscheidende Rolle haben derartige Links aber nie gespielt, wobei sie natürlich immer gerne mitgenommen werden.
Fazit: Das Linkbuilding der Zukunft
Was ist also das „neue Linkbuilding“ Wie geht man in Zukunft am Besten vor? Gar keine Links aufbauen und darauf warten für gute Taten belohnt zu werden oder tausende Euros in die Hand nehmen, um möglichst viele Betreiber von Webseiten mit hohem Trust mit viel Geld zu „bestechen“? Weder noch! Die Linkbuilding-Strategie der Zukunft besteht aus einer fein abgestimmten Kombination aus allen vier genannten Methoden.
Warum alle vier, die erste Methode ist doch gar kein Linkbuilding? – Das stimmt, allerdings soll sie wegen des „Content Seedings“ ins Linkbuilding Portfolio ( damit überschneidet diese Strategie sich natürlich mit dem semi-organischen Linkaufbau). Nicht nur sollte der „SEO der Zukunft“ Grundunterricht in klassischer PR nehmen, er muss sich auch ein Stück weit im Social-Media Marketing weiterbilden. Nicht um mit den klassischen PR-Agenturen in Konkurrenz zu treten und die gesellschaftliche Wahrnehmung der großen „Brands“ im Internet zu formen. Nein! Hier hätte der Suchmaschinen-Spezialist auch gar keine Chance. Ein SEO muss aber lernen, Content in den sozialen Netzwerken möglichst effektiv zu „seeden“, um möglichst viele Links ab zu stauben.
Weiterhin wird langfristig kein SEO oder professioneller Webmaster mehr um guten Content herum kommen. Punkt! Auch wenn so mancher Matt Cutts beim, mit breites Grinsen vorgetragenen, gebetsmühlenartigen Wiederholen der Wörter „Just Great Content“ gerne die „Fresse polieren“ würde. Gute Inhalte sind nicht nur wichtig um möglichst effektiv „semi-organischen“ Linkaufbau betreiben zu können. Ohne ansprechende Inhalte wird sich irgendwann gar kein Linktausch mehr betreiben lässt. Auch wird es immer schwieriger bzw. teuerer werden, Links für Webseiten zu kaufen, die keinen inhaltlichen Anspruch aufweisen. Nicht zuletzt wird die Kombination nachhaltiger SEO Maßnahmen mit bezahlter Suchmaschinenwerbung, SEA, immer sinnvoller. Ganz einfach um den Druck von der SEO-Abteilung zu nehmen, möglichst schnell in den Rankings nach oben zu kommen. Denn aggressive SEO Maßnahmen werden in Zukunft noch aggressivere Gegenmaßnahmen von Google zur Folge haben. Dann steht die Linkbuilding Abteilung wieder am Anfang, beim blauen Brief von Google.
Sehr hilfreicher Beitrag. Auf jeden Fall eine Thematik die im Online Marketing viele beschäftigt und hier wurde sehr verständlich dargestellt, welche Möglichkeiten es gibt und dafür auch Lösungsansätze geboten. Danke dafür!